bullet1 Einheit 2:Jesusfilme - Ein Streifzug

Das Genre 'Jesusfilme' stand bei der ausführlichen Beschäftigung mit 'Fearless' zunächst einmal im Hintergrund, aber als Folie war es dennoch immer präsent. Die zweite Einheit will diese Folie an einigen Beispielen und einer kleinen Typologie der Jesusfilme und der ihnen innewohnenden Probleme ein wenig präzisieren. Der Rückbezug auf 'Fearless' ist möglich und erhellend.

In den mehr als hundert Jahren, die es den Film jetzt gibt, sind über 150 Jesusfilme der unterschiedlichsten Art entstanden. Die Schwierigkeiten des Sujets sind dabei in unterschiedlicher Weise und mit verschiedenen Akzentsetzungen in Angriff genommen worden. Im Grunde geht es dabei stets um ein Problem, das schon im Neuen Testament gegeben ist und immer wieder neu gelöst werden muss. Schon dort gibt es mindestens vier Auffassungen von Jesus: die des Markus, des Lukas, des Mattäus und des Johannes. Vier Auffassungen also, wer dieser Mensch Jesus war, vier Weisen, wie er dargestellt wird, vier Festschreibungen dessen, was er bedeutet hat und bedeuten soll.

Die theologische Diskussion darüber, was in den Evangelien historisch ist ('historischer Jesus') und was zur Deutungsebene gehört ('Christus des Glaubens') hat bewusst gemacht, wie sehr 'Jesus Christus' immer auch ein Entwurf ist, der die Bedeutung dieses Menschen in bestimmten Kontexten zu erfassen sucht.


Jesus? Christus? Jesus Christus?


Jesusfilme unternehmen etwas Ähnliches wie die Autoren der Evangelien. Sie versetzen Jesus in jeweils gegenwärtige Kontexte und bedienen sich dabei technischer Mittel (z.B. des Farbfilms), ästhetischer Ausdrucksformen (z.B. einer Kamerafahrt) und ikonografischer Traditionen (z.B. eines Jesus mit langen Haaren). Dabei kann das künstlerische wie das theologische Reflexionsniveau bei der Umsetzung natürlich ganz unterschiedlich sein.

Und noch unterschiedlicher fallen die Reaktionen derjenigen aus, die diesen Gestaltungen begegnen und sich mit ihnen auseinandersetzen, auf sie beziehen, befürworten oder ablehnen.


Lamm Gottes (auch ein Jesusbild)


Vier Problemfelder des Genres 'Jesusfilm' werden in der zweiten Einheit intensiver betrachtet:

  1. Abbildung und Konstruktion (Realismus und Fiktion) - oder die Frage nach dem richtigen Jesusbild
  2. Jesus in Hollywood (Bedeutung durch Aufwand) - oder die Frage nach der Ästhetik
  3. Jesus als Zeitgenosse (Bedeutung durch Aktualität) - oder die Frage nach der existentiellen Bedeutung
  4. Jesusgeschichten (Bedeutung durch Rückbindung) - oder die Frage nach der Profanisierung

Zu jedem Problemfeld gibt es ein These. Die Auseinandersetzungen, zu denen es dazu im Rahmen einer Seminarveranstaltung kommen kann, werden hier nicht dokumentiert.