bullet2 Abbildung und Entwurf (Realismus und Fiktion)

Die Bibel, Altes wie Neues Testament, ist in höchst komplexer Weise und über einen sehr langen Zeitraum mit Bedeutung aufgeladen worden. Aus einzelnen Worten oder Sätzen haben sich ganze Auslegungstraditionen und Theologien entwickelt. In gleicher Weise haben Bilder und Darstellungsweisen Bedeutungen bekommen.

Immer hat bei der Beurteilung dieser Gestaltungen auch die Frage nach der 'Wahrheit' eine entscheidende Rolle gespielt. Über die Zulässigkeit von Bildern Gottes und von Darstellungen Jesu hat man sich heftig gestritten, denn über das Aussehen dieses Mannes verraten die Evangelien NICHTS. Die radikale Lösung angesichts dieser Tatsache heißt deshalb: Bilderverbot. Gar nichts abbilden. Die postmoderne Lösung heißt: Alles geht.

Die Jesusfilme sind an unterschiedlichen Punkten auf diesem Spektrum angesiedelt. Ihre 'realistischen' Varianten versuchen der historischen Wahrheit nahe zu kommen und vergangene 'Wirklichkeit' möglichst authentisch abzubilden. Aber: gesetzt den Fall, dies ist wirklich das authentische Antlitz Jesu:


 


Was wäre gewonnen?

Auch dann bliebe die Notwendigkeit, diese 'wahre' Abbildung in einen Sinnentwurf von Jesus einzubauen. Auch dann bliebe die 'wahre' Abbildung selbst ein Entwurf: Denn sie könnte Jesus ja auch von der Seite zeigen. Oder in Farbe. Oder in besserer Auflösung. Oder. Oder.