bullet2 Projektansatz: Filme lesen

Im Unterschied zur Überzeugung, dass man Worte und Texte richtig verstehen und interpretieren müsse, wird eine vergleichbare Notwendigkeit der Analyse von Bildern im allgemeinen nicht gesehen.

Bilder haben trotz der inzwischen immensen Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung (d.h. der intentionalen Konstruktion von bildhaften Darstellungen) noch immer den Nimbus, es handle sich bei ihnen um 'Abbildungen' in einem realistischen, die 'Wirklichkeit' wieder gebenden Sinne.

Die Qualität von computersimulierten Bildern wird dementsprechend daran gemessen, ob die künstlichen Bilder sich mit Fotos von realen Gegenständen verwechseln lassen. (Obwohl nun wirklich noch niemand jemals einen lebendigen Saurier gesehen hat.)

Abbild? Konstruktion? Simulation? Symbolische Darstellung?

Ein ebenso schwer wiegendes Missverständnis herrscht im Blick auf die Interpretation von 'symbolischen' Bildern. Viele sind der Meinung, dass Symbole für sich sprechen und ihre Bedeutung ihnen gewissermaßen immanent ist. Auch glaubt man, symbolische Bilder seien bestimmten Aussagen oder Inhalten eindeutig zugeordnet. Vor allem im kirchlichen Raum führt eine solche Einstellung zu Vorwürfen an alle, die 'genuin' kirchliche, christliche oder religiöse Ausdrucksformen in der Werbung, in Spielfilmen oder in anderen profanen Zusammenhängenverwenden, die vermeintlich oder tatsächlich mit Religion nichts zu tun haben.

Besonders virulent wird dieses Problem beispielsweise, wenn es um Kreuzes- oder Mariendarstellungen geht.

Abbild? Konstruktion? Simulation? Symbolische Darstellung?

Auch Bilder müssen gelesen werden. Nur wenn man das tut, kann man mit Bildern auch argumentieren. Macht man die Strukturen transparent, in denen sie stehen, und interpretiert sie im Horizont der vielfältigen Kontexte, in denen sie sich befinden, dann gelangt man zu überprüfbaren Lesarten, die überzeugend, nicht überzeugend oder vielleicht auch abwegig sein können.

Die hier vorgeschlagene Lesart für 'Fearless' heißt: man kann den Film als Variante der Jesusgeschichte lesen.